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Vestia will die 100.000 Euro zurück
DISTELN. Eigentlich sollte es nur dort Kunstrasenplätze geben, wo sich die Vereine finanziell beteiligen. Doch bisher zahlten allein die Distelner.
Von Frank Bergmannshoff
Die Stadt Herten zahlt für einen Kumtrasenplatz an der Fritz-Erler-Straße 200.000 Euro - Vestia Disteln gibt 100.000 Euro dazu. Das war die Abmachung vor gut fünf Jahren. Und das sollte auch die Vorgabe für alle weiteren Kunstrasenplätze in Herten sein: Der Verein, der jeweils profitiert. muss 100.000 Euro beisteuern.
Doch der entsprechende Ratsbeschluss vom 1. Oktober 2014 ist seitdem nicht mehr beachtet worden. Vereine erhielten oder erhalten künstliches Grün zum Nulltarif. Das frustriert viele Vestianer. Sie haben ein „Begehren" an die Stadtverwaltung und den Bürgermeister formuliert, sammeln Unterschriften, planen sogar eine Demo.
Ein Blick auf die Hertener Kunstrasen-Historie:
- 2011 fusionieren Westfalia Scherlebeck und SG Langenbochum zu BWWL Der Deal lautet: Die Stadtwerke kaufen den Scherlebecker Jahnplatz, als Bauland, die Stadt Herten investiert einen Teil des Erlöses ln einen Kunstrasenplatz auf der Sportanlage Nord.
- 2014 geht es um die Sportanlage Disteln. Da keine Fusion ansteht und somit kein Sportplatz als „Opfer" eingebracht werden kann, entsteht eine neue Abmachung: Fortan sollen die Vereine immer 100.000 Euro Eigenantell aufbringen. Um das zu schaffen, muss Vestia einen 75.000-Euro-Bankkredit über zehn Jahre aufnehmen.
- Im April 2019 eröffnet die neue Sportanlage Westerholt. Ein Großteil der Kosten wird mit Fördergeldern von EU, Bund und Land gedeckt Die Richtlinien besagen: Wurde der dort heimische SV Westerholt 100.000 Euro beisteuern. würde die Förderung entsprechend geringer ausfallen. Davon hätte in Herten niemand etwas, also wird dem Verein die Zahlung erlassen.
- 2020 wird das Gleiche erneut passieren: Dann entsteht im Katzenbusch ein Kunstrasenplatz. wieder maßgeblich mit Fördergeldern flnanziert. Auch hier wurde eine Zahlung der DJK Spielvereinigung mit der Förderung verrechnet - und deshalb wird sie erlassen. Mittelfristig soll auch der SC Herten auf dem Paschenberg Kunstrasen erhalten: mit Fördergeldern - also ebenfalls ohne Zuzahlung des Vereins.
Das will man bei Vestia Disteln (rund 550 Mitglieder) nicht mehr hinnehmen. .„Wir wünschen uns ein faires und sportliches Miteinander der Vereine in Herten und eine Gleichbehandlung durch die Stadt“, sagt Vorsitzender Andreas Weidner. „Aktuell besteht aber eine himmelschreiende Ungerechtigkeit! Die muss beendet werden.“
Weidner blickt zuruck: Vereinsmitglieder hatten ehrenamtlich unzählige Arbeitsstunden in die Gründung des Kunstrasen-Fördervereins investiert. Die Beschaffung des Kredites sei kompliziert gewesen. Und seit fünl Jahren treibe man mit Autowaschaktionen, Bratwurstverkauf, Sponsoennläufen usw. das nötige Geld auf. Zugleich, so Weidner, kämpfe man seit Jahren mit fehlenden Umkleiden und Trainingsflächen.
In dem erwähnten „Begehren“ fordert der Verein daher: Entweder die anderen Vereine zahlen 100.000 Euro - oder die Vestia erhält ihr Geld zuruck - zuzüglich Zinsen, Gebühren, Unkosten, also insgesamt etwa 120.000 Euro.
Mehr noch: Das vom Rat beschlossene und als „dringend“ deklarierte Kunstrasen Kleinspielfeld (35 x 55 Meter) soll „unverzüglich" gebaut werden. Wenn es nach der Vestia geht, auf dem Parkplatz an der Fritz-Erler-Straße.
Der städtische Beigeordnete für Bildung und Soziales. Dr. Karsten Schneider, macht auf Anfrage unserer Zeitung deutlich, dass die Stadt Herten diesen Forderungen nicht nachkommen werde. Schneider berichtet, er befinde sich seit einem Jahr in Gesprächen mit den Vestia-Vertretern Andreas Weidner und Peter Postus. Man finde keinen Kompromiss. „Der Verein beharrt auf Maximalforderungen". sagt Schneider.
Als 2014 in Disteln der Kunstrasenbau anstand, habe nun mal keine Förderung zur Verfügung gestanden, erklärt Schneider: „Die Lage war damals so. Daher waren 100.000 Euro gefordert Vestia wusste das - und hat’s gemacht.“
Stadt wurde Restschuld übernehmen
Der Verein leiste sehr gute sportliche Arbeit, betont der Beigeordnete. Auch deshalb habe er vor geschlagen, dass die Stadt Herten die Restschuld übernehmen könne. Weidner zufolge handelt es sich um etwa 35.000 Euro. Alternativ (nicht zusätzlich!) sei die deutlich teurere Kunstrasen-Kleinspielfläche denkbar gewesen, aber neben der Klaus-Bechtel-Halle und nicht auf dem Parkplatz gegenüber der Sportanlage. Dieser werde zum Parken benötigt und als Lagerfläche für den absehbaren Um- oder Neubau der Rosa-Parks-Schule. Vestia, so Schneider, lehne all diese Varianten ab.
Die Fronten sind verhärtet. Andreas Weidner berichtet, rund 200 Menschen hätten bereits das „Begehren“ mit den Vestia Forderungen unterschrieben. Bei den drei Heimspielen am morgigen Sonntag wolle man weitere Unterschriften sammeln Vor der Ratssitzung am 9. Oktober sei eine große Demonstration am Rathaus geplant.